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Wir werden vier! 4 Jahre mehr Sichtbarkeit für Ernährungsexpert:innen

Rund vier Jahre ist es her, dass wir im wunderbaren FREA Restaurant in Berlin 35 Expert:innen zum Thema “Is plant-based the future?” zusammenbrachten. Was sich damals zunächst wie ein rundum gelungener Abend anfühlte, entpuppt sich rückblickend als viel mehr: Es war DER Startschuss für NUTRITION HUB. Im Februar dieses Jahres bin ich nochmal Mutter geworden (von Zwillingen!) und seit Anfang des Jahres in Elternzeit. Mit etwas Abstand vom operativen Geschäft werfe ich heute einen ganz persönlichen Blick auf das, was wir mit NUTRITION HUB in den vergangenen vier Jahren erreicht haben. In den kommenden vier Jahren möchten wir sechs Themen besonders vorantreiben. Das schaffen wir nur gemeinsam. So ist und bleibt “Uniting thought leaders in Nutrition” unser Motto.


Vom Hörsaal zum internationalen Netzwerk von 35.000 Professionals

Unsere Reise beginnt 2011: Lia Schmökel und ich hielten ehrenamtlich Vorträge zu beruflichen Fragestellungen wie Jobmöglichkeiten, Gehälter, Selbstfindung und Karrierewegen auf DGE-Konferenzen. Der Saal war jedes Jahr voll besetzt und das Feedback der Zuhörer:innen war grandios. Über sieben Jahre haben wir beide unsere freien Wochenenden dafür genutzt, dieses Herzensprojekt voranzutreiben. Unsere Facebook-Gruppe hatte schnell über 6.000 Mitglieder. Aus dieser Facebook-Gruppe und ehrenamtlichen Vorträgen ist ein Netzwerk entstanden, mit dem wir heute branchenübergreifend über 35.000 - auch internationale - Ernährungsexpert:innen erreichen. Wichtig war es uns von Anfang an, Expert:innen die Dinge bewegen wollen - aus allen Bereichen - mit den unterschiedlichsten Abschlüssen im Bereich Ernährung zusammenzubringen. Unsere Trendreports werden in allen wichtigen Branchenmagazinen und in vielen Publikumszeitschriften zitiert. Mit dem Trendreport 2023 haben wir einen neuen Rekord in Medienreichweite gebrochen. Völlig unerwartet - damit haben wir selbst nicht gerechnet!

Grafik: Quelle NUTRITION HUB.Was beobachten 170 Expert:innen zur Zukunft der Ernährung? Der Trendreport zeigt jährlich die 10 TOP Trends und die Veränderungen unseres Ernährungsverhaltens. 2023 erreichten wir durch Publikationen in Branchen- und Verbrauchermedien eine Medienreichweite von120 Millionen.


Frauen verändern die Ernährungsbranche

Mein Studium der Ökotrophologie empfinde ich noch heute wie ein Studium Generale: Wir waren mit den Medizinstudierenden bei der Leichenpräparation, haben volkswirtschaftliche Grundlagen gebüffelt und die noch so kleinsten biochemischen Prozesse im Körper des Menschen gelernt. Unser Berufsstand weiß, wie Ernährung funktioniert und dass es dabei um wesentlich mehr als die bloße Nahrungsaufnahme geht. Wir Ernährungsexpert:innen brennen für das Thema Ernährung. Wir wünschen uns nichts mehr, als das Bewusstsein der Verbraucher:innen für die Wirkung der Ernährung auf die Gesundheit des Menschen und den Planeten zu wecken.


Für den Beruf der Ernährungsexpert:in entscheiden sich immer noch vor allem Frauen: Diese machen über 90 Prozent der Berufsgruppe aus. Es fehlt uns ganz klar an Diversität. Viele von uns arbeiten ehrenamtlich und in Teilzeitstellen und setzen sich mit ganzem Herzen für die Ernährung ein. Wir sind zurückhaltend, sehr kritisch (v. a. mit uns selbst) und Gutmenschen. Vor allem liegt aber ein enormes Wissen bei uns: Wir haben uns in unserer staatlich anerkannten Ausbildung oder im Studium mindestens drei Jahre mit Ernährung beschäftigt. Megatrends, die globale Klimakrise und die Corona-Pandemie verändern unseren Alltag und unsere Ernährung rasant. Als Ernährungsexpert:innen ist es unsere Aufgabe, diese Veränderungen mit fundiertem Wissen zu begleiten, Impulse zu geben und Lösungen zu entwickeln. Die Namen der Fachbereiche unserer Berufsgruppe - Diätassistenz, Diätetik, Ökotrophologie, Ernährungswissenschaften, Ernährungstherapie, Ernährungsmedizin, Lebensmitteltechnologie, Lebensmittelchemie - sind in der Öffentlichkeit immer noch viel zu wenig bekannt. Und hier beginnt unsere Aufgabe.

Quelle: NUTRITION HUB, Fotocredits: AlbertoGranzotto und Helene Schleining. Die Bildergallerie zeigt die Expert:innen-Community bei einer Reihe von Events, die 2019 und 2020 stattfanden.


In diesen drei Bereichen des Ernährungssektors brauchen wir mehr Ernährungsexpert:innen

Ernährungsexpert:innen gibt es in Deutschland - im Vergleich zu Ärzt:innen - sehr wenige. Zahlen dazu gibt es nicht. Unsere eigene Schätzung geht von 50 Tsd. Ernährungsexpert:innen aus. Ärzt:innen gibt es in Deutschland um die 400 Tsd. Die Berufsgruppe der Ernährungsexpert:innen ist im Vergleich sehr klein. Was Mediziner können, was sie in ihrem Beruf tun, wissen die meisten von uns. Dass Ärzt:innen laut einer Studie der Universität von North Carolina in ihrem 6-jährigen Studium nur knapp 20 Stunden über Ernährung und Diätetik gelernt haben, weiß so gut wie niemand. 2020 wurden über 13.000 wissenschaftliche Publikationen mit dem Schlagwort “Nutrition” auf PubMed publiziert. Um auf dem neuesten Stand zu sein, Verbraucher:innen richtig zu beraten oder zu therapieren, braucht es definitiv mehr als 20 Stunden. Müssen Mediziner nun mehr über Ernährung lernen? Nein, das ist zu viel verlangt. Was wir brauchen, ist eine viel engere Zusammenarbeit. Wenn Mediziner:innen erkennen, dass eine Ernährungstherapie notwendig ist, dann können Patient:innen schneller zur Ernährungstherapeut:in überweisen werden. Und schneller wieder gesund werden.


Landwirt:innen und Lebensmittelunternehmen versorgen uns täglich mit sicheren Nahrungsmitteln. Wie sähen unsere Teller aus ohne deren unternehmerisches Handeln? Landwirt:innen und die Unternehmen der Branche sind Teil der Lösung für eine gesunde und nachhaltige Ernährung. Den Austausch zwischen Landwirt:innen, Unternehmensvertreter:innen sowie Expert:innen sehen wir als zentral an. Unternehmertum verändert sich auch: Ein schönes Beispiel für nachhaltiges, soziales und unternehmerisches Handeln ist das B-Corp-Siegel. Die Idee dahinter ist, dass kapitalistisches Gewinnstreben und Gemeinwohl sich keineswegs ausschließen müssen, sondern gezielt in der Unternehmensstrategie verankert werden. B-Corp-zertifizierte Unternehmen “wollen mehr Nachhaltigkeit erreichen und verpflichten sich dazu, ihren sozialen und ökologischen Impact regelmäßig messen zu lassen und kontinuierlich zu verbessern”. Es gibt also gute Entwicklungen und die gilt es aus meiner Sicht hervorzuheben. Ist deswegen alles gut in der Lebensmittelbranche? Nein. Zum Beispiel fehlen in den Führungsebenen der großen Konzerne häufig Ernährungsexpert:innen und ihre Expertise. Da gilt es zeitnah einige Positionen zu besetzen.


Verbraucher:innen wenden sich vermehrt jungen und glaubhaften Marken von Startups zu. Meist werden diese von missionsgetriebenen Gründer:innen entwickelt und vermarktet. Die Disruption im Lebensmittelsektor begann vor knapp 10 Jahren mit Startups, die die Lieferung von Speisen vereinfachte (u.a. Delivery Hero, Hello Fresh). Vor sechs Jahren drängen Startups mit Markeninnovationen (u.a. Just Spices, Foodspring) auf den Markt. Seit einigen Jahren setzen Startups vermehrt auf wissenschaftliche und technologische Innovationen. Die Mehrheit der Gründer:innen sind allerdings keine Ernährungsexpert:innen. Einige Startups, die von Ernärhungsexpert:innen (mit-)gegründet wurden, gibt es aber bereits. Dazu gehören u.a. Hüselnsreich, Neggst, VLY, Air Up und Foodpunk.


Von der Grassroot-Bewegung zum Stakeholder der Zukunftstransformation

Seit 2019 veranstalten wir Community-Events und akquirieren Kooperationspartner:innen aus unserem Netzwerk dafür. Während dieser Events ist die Idee entstanden, gemeinsam - egal ob Ernährungswissenschaftler:in, Ökotropholog:in oder Diätassistent:in - wichtige Ernährungsthemen voranzutreiben. Unsere Community möchte eben nicht nur “netzwerken” und über berufliche Fragestellungen, wie z. B. über die deutschlandweite Anerkennung der Bezeichnung Ernährungstherapeutin, Gehaltsvergleiche, usw. diskutieren. Was uns als Community eint: Wir sind Macher:innen und wollen etwas bewegen. So ist der Trendreport entstanden. Die Ernährungsexpert:in und Europas bekannteste Zukunftsforscherin, Hanni Rützler, bezeichnet uns im Food Report 2024 (Erscheinungsdatum: 14.06.2023) als Best-Practice-Beispiel für “Frauen verändern das Food & Beverage Business”. Was für eine Ehre!


What is next? Die nächsten 4 Jahre!

Ich bin seit 2003 in der Ernährungsbranche aktiv. Mit welcher Aufmerksamkeit Ernährung derzeit betrachtet wird, ist etwas, was ich mir lange gewünscht habe. Die vom renommierten Zukunftsinstitut definierten Megatrends Gesundheit, Personalisierung und Nachhaltigkeit verändern unsere Ernährung und die Art, wie wir leben, unwiederbringlich. Die Auswirkungen dieser Megatrends erleben wir in allen Bereichen der Gesellschaft und Wirtschaft. Unsere diverse Community mit Expert:innen aus der Wissenschaft, Startups, Sozialen Medien, Agenturen, Behörden und der Industrie nennt uns immer wieder Themen, die essentiell für die Zukunft der Ernährung sind. Es sind die sechs folgenden Punkte:

  1. Wir brauchen mehr Expert:innen in den Geschäftsführungen und Vorständen der Unternehmen in der Ernährungsbranche.

  2. Wir brauchen mehr Ernährungsexpert:innen, die Forschungsergebnisse in Startup-Gründungen bringen.

  3. Wir brauchen eine schnellere Integration von aktuellen Themen in der Ausbildung und im Studium der Ernährungsexpert:innen.

  4. Wir brauchen eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit von Mediziner:innen und Ernährungsexpert:innen.

  5. Wir brauchen eine Plattform, auf der Verbraucher:innen Ernährungsexpert:innen schnell und einfach in ihrer Region finden.

  6. Wir brauchen mehr unabhängige Geldgeber:innen, die Maßnahmen für eine stärkere Rolle von Ernährungsexpert:innen innerhalb der Branche und in der Öffentlichkeit finanzieren.

Nutrition Hub ist eine Grassroot-Bewegung. Eine Gruppe junger Ernährungsexpert:innen wollte den Status quo verändern. Deshalb geht ein großes Danke an die folgenden Ernährungsexpert:innen, die vor über vier Jahren viel freie Zeit in den Aufbau dieser Community investiert haben: Lina Bahr, Emilie Wegener, Mona Link, Gerda Warnke, Anne Fechner, Eugenia Alfine, Frederike Baus. You rock!

Quelle: NUTRITION HUB, Fotocredits: AlbertoGranzotto. Das Team von NUTRITION HUB, das 2019 ehrenamtlich unser erstes Expert:innen- Dinner zum Thema "Is plantbased the Future?" organisiert und damit möglich gemacht hat.

 

Dieser Beitrag stammt von Dr. Simone K. Frey, Gründerin NUTRITION HUB

Dr. Simone K. Frey, Geschäftsführerin NUTRITION HUB

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