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Nachhaltige und klimafreundliche Ernährung: Der Trend 3 im Trendreport 2025

  • Autorenbild: NUTRITION HUB
    NUTRITION HUB
  • 14. Feb.
  • 5 Min. Lesezeit

Genuss mit gutem Gewissen: 64 Prozent der befragten Ernährungsprofis beobachten, dass nachhaltige und klimafreundliche Ernährung immer relevanter wird. Doch was motiviert die Menschen dazu? Es ist nicht mehr nur das schlechte Gewissen. Stattdessen setzt sich ein neues Bewusstsein durch, das individuelle Gesundheitsziele und Selbstfürsorge mit einer respektvollen Haltung zur Umwelt verbindet. Nachhaltigere Ernährung scheint längst eine Lebenseinstellung zu sein, die Verantwortung und Selbstbestimmung vereint.

Den gesamten Report mit den 10 Trends hier herunterladen:

Die Nutrition Hub Definition zu diesem Trend

Nachhaltige und klimafreundliche Ernährung zielt darauf ab, die Umweltbelastung zu verringern, indem verstärkt auf lokale, saisonale und Bio-Lebensmittel sowie Ersatzprodukte gesetzt wird. Zudem fördert sie die regenerative Landwirtschaft. Weil darüber hinaus weniger Lebensmittel verschwendet werden, trägt dieser Ernährungstrend dazu bei, Ressourcen zu schonen.


Selbstfürsorge statt Schuldgefühl: Nachhaltig und gesund essen für das eigene Wohlbefinden

Es zählen nicht mehr nur bessere CO₂-Bilanzen, sondern auch die Frage, wie Essen dabei helfen kann, ein bisschen gesünder, fitter – und ja, auch glücklicher – zu sein. „Ich erlebe es immer häufiger, dass Menschen sich ihren Lebensstil nicht mehr durch ein schlechtes Gewissen diktieren lassen möchten“, sagt Svenja Kilzer, Ökotrophologin und Lead bei „REWE Deine Küche”. Die persönliche Gesundheit stehe im Fokus und Menschen würden sich selbstbewusst für eine Ernährung entscheiden, die ihnen guttut. „Angesichts multipler weltweiter Krisen erfolgt eine starke Besinnung auf das ‚Ich‘. Übergeordnete Motive wie Nachhaltigkeit oder Tierwohl sind heute weniger wichtig als die eigene Gesundheit und das eigene Wohlbefinden“, sagt Josefine Schneider, Ernährungswissenschaftlerin und Forschungskoordinatorin bei der Adalbert-Raps-Stiftung. Dass Nachhaltigkeit in diesem Kontext nicht vollkommen aus der Gleichung verschwindet, sondern in der Prioritätenliste lediglich nach hinten rutscht, sehen andere Expertinnen und Experten ähnlich. 


„Ein bisschen Klimaschutz, ein bisschen Self-Care“ – Nachhaltigkeit und Gesundheit verschmelzen

Immer mehr Menschen stellen sich die Frage: Wie kann ich nicht nur mir, sondern auch dem Planeten etwas Gutes tun? Die Antwort zeigt sich auf den Tellern. „Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit der Qualität und der Herkunft der Lebensmittel“, sagt Hanna Bender, selbstständige Ernährungsberaterin. Der Fokus liege auf ökologisch erzeugten, regional und saisonal verfügbaren Lebensmitteln. Damit gehe ein erhöhter Wissensstand einher, und das Bewusstsein für die Wechselwirkungen zwischen Ernährung und Klima könne auch bei Laien geweckt werden. „Im Zuge der Transformation beobachte ich, dass das gesamte Food-System zunehmend in seiner Komplexität wahrgenommen und anerkannt wird. Gleichzeitig erfolgt ein kontinuierlicher Kompetenzaufbau bei allen Beteiligten der Wert-schöpfungskette“, sagt Dr. Marlies Gruber, Geschäftsführerin bei „forum.ernährung heute”. 


Was gestern als Greenwashing abgestempelt wurde, ist heute eine Erwartungshaltung: Nachhaltigkeit muss von Unternehmen authentisch gelebt werden. „Das Thema Nachhaltigkeit zieht sich durch alle Facetten der Kommunikation. Sowohl in der Unternehmenskommunikation als auch bei der Content-Erstellung für Verbraucher-innen und Verbraucher legen Unternehmen ihren Fokus auf das Thema“, sagt Candy Sierks, Senior Public Relations Consultant bei „kommunikation.pur”. Es wird erwartet, dass Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit nicht nur ansprechen, sondern in ihre Unternehmensphilosophie integrieren – und das wirkt sich auch auf die gesamte Ernährungslandschaft aus.


Wie persönliche Werte den Einkaufszettel prägen 

Früher war der Einkaufszettel bloß eine Liste auf einem Schmierzettel. Heute? Eine Weltanschauung - ob als App oder gleich KI-generiert. „Ernährungsentscheidungen werden zunehmend als Ausdruck persönlicher Werte gelebt. Menschen wählen ihre Ernährung bewusst nach Nachhaltigkeitskriterien und sehen darin eine Form des aktiven Klimaschutzes“, sagt Dr. Tim Döring, Assistant Professor an der Universität Maastricht.

Diese Entwicklung zeigt, wie eng persönliche Überzeugungen und Ernährungsgewohnheiten miteinander verbunden sind. Allerdings bringt sie auch Gegensätze hervor; für manche wird Ernährung zur Provokation. Dazu Dr. Tim Döring weiter: „Interessanterweise beobachte ich auch Menschen, die dem Klimawandel skeptisch gegenüberstehen und demonstrativ auf fleischbetonte Ernährung  setzen.“ Dies zeigt, dass Ernährung für manche Menschen noch stärker zu einem Statement wird, um die eigene Überzeugung auszudrücken. Dieses Verhalten erfordert neue Ansätze, auch in der Wissenschaft. „Die Verknüpfung mit einer gesünderen und sozialverträglichen Ernährung stellt sowohl Forschung als auch Praxis vor neue Herausforderungen“, sagt Laureen Kuhl, die wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Justus-Liebig-Universität in Gießen ist und im europäischen Forschungsprojekt Plan’Eat zu nachhaltigen und gesünderen Ernährungsweisen und Verhaltensänderung forscht. 


Renaissance des Wochenmarkts: Regionalität als Familienprojekt

Woher kommen deine Äpfel, deine Kartoffeln, dein Brot? „Vor allem junge Menschen legen großen Wert auf die Regionalität der Zutaten“, sagt Heike Quendt, Ökotrophologin und Inhaberin von Qio Food. „Dabei geht es längst nicht mehr nur um Geschmack, sondern auch um die ethischen Werte hinter den Produkten – Respekt gegenüber der Natur und ihren Lebewesen steht im Vordergrund.“ Der Trend zu saisonalen und regionalen Lebensmitteln ist mehr als ein Strohfeuer: Er ist Ausdruck eines tiefgehenden Wertewandels. „Bereits die Jüngsten in den Familien werden mit nachhaltiger Ernährung vertraut gemacht. Ich sehe einen Trend zum regionalen Kauf von Lebensmitteln, zum Beispiel auf dem Wochenmarkt, der als Familienunternehmung stattfindet und in den Alltag integriert wird“, sagt Franziska Delgas vom Institut für Ernährungsmedizin der Universität Hohenheim.


Doch das Konzept Regionalität meint nicht nur eine kurze Lieferkette. Ob in der Stadt oder auf dem Land – der Wunsch nach einer bewussten, nachhaltigen Ernährung wächst. Heike Quendt, beschreibt diese Entwicklung als „eine inspirierende Bewegung hin zu einer bewussten, wertschätzenden Ernährungsweise.“ Die Bereitschaft, Verantwortung für Gesundheit und Umwelt zu übernehmen, macht Hoffnung und bringt frischen Wind in die Welt der Ernährung. „Der Trend zum Eigenanbau ist hier auf dem Land sehr groß und Mitmachbauernhöfe in der Regel ausgebucht“, sagt Cornelia Weiland-Jimbo, freiberufliche Ernährungswissenschaftlerin. „Das Wissen über Ernährung und auch das Bewusstsein für Lebensmittel und die Gesundheit des Planeten sind mittlerweile auch bei Nichtfachleuten größer geworden. Das spiegelt sich auch in meinen Gesprächen mit Klientinnen und Klienten wider.“ Auch Landwirtinnen und Landwirte denken um. Der Acker von heute ist ein Labor für morgen: „Ich sehe, dass landwirtschaftliche Betriebe vermehrt neue Kulturen in der Region anbauen und so nachhaltige Alternativen zu Importwaren aus fernen Ländern schaffen – zum Beispiel Quinoa, Ingwer und Süßkartoffeln“, sagt Christiane Binkhoff, Ökotrophologin und PR-Referentin der „MGH Gutes aus Hessen”. Zwar gedeiht nicht jede Pflanze problemlos im mitteleuropäischen Klima, aber der zunehmende Wissensaustausch zwischen Gleichgesinnten und technische Fortschritte ebnen neue Wege, um Lebensmittel aus fernen Ländern auch hierzulande wirtschaftlich anzubauen. 


Neugierig auf die Landwirtschaft der Zukunft? 


Landwirtschaft neu gedacht: Die Kraft regenerativer Ansätze 

„In vielerlei Hinsicht wird Landwirtschaft heute bei Ernährung mitgedacht – und zwar nicht nur in Bezug auf regional erzeugte Lebensmittel“, sagt Maren Schulze, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit in der „Famtastisch” Stiftung. Hier zeigt sich eine spannende Entwicklung: Die Menschen interessieren sich nicht nur für das „Was“ der Ernährung, sondern auch für das „Wie“. Regenerative  Landwirtschaft – also Ansätze, die Böden regenerieren, Wasser sparen und Biodiversität fördern – rückt verstärkt in den Fokus. „Nur wenn Böden und Umwelt gesund sind, können wir auch gesunde Lebensmittel erzeugen“, so Maren Schulze. So wird die Landwirtschaft immer mehr als wichtiger Hebel für eine nachhaltige Ernährung erkannt, und viele der Befragten sehen in umweltfreundlichen Bewirtschaftungsmethoden die Möglichkeit, den Planeten aktiv zu schützen. Gut zu wissen: Der Begriff „regenerative Landwirtschaft” ist kein geschützter Begriff. 


Nachhaltigkeit als Lebensstil: Verantwortungsvoll und selbstbestimmt

Nachhaltigere Ernährung scheint längst eine Lebenseinstellung zu sein, die Verantwortung und Selbstbestimmung vereint. Motivationsfaktoren sind dabei die Bereitschaft, mit der Ernährung einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz zu leisten, aber auch die eigene Gesundheit. Hier gibt es viel zu tun, denn Nachhaltigkeit lässt sich nicht über Nacht in die landwirtschaftliche Praxis integrieren. Nicht zuletzt sind hier Verbraucherinnen und Verbraucher gefragt, eine nachhaltige Landwirtschaft mit dem Kauf ihrer Produkte zu unterstützen.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Trendreport Ernährung 2025, der in Kooperation mit dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), der Dr. Rainer Wild-Stiftung, der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Heilbronn und EIT Food Region West konzipiert und erstellt wurde. 

Projektteam: Eva Zovko, Dr. Barbara Kaiser, Harald Seitz, Astrid Donalies (alle BZfE), Prof. Dr. Carolyn Hutter (DHBW), Dr. Silke Lichtenstein (Dr. Rainer Wild-Stiftung) und Frank Horlbeck (EIT Food Region West) sowie Dr. Simone Frey, Nina Koch, Meike Schnell-Schintag und Henrike Böhme (alle Nutrition Hub).

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v.l.n.r.: Eva Zovko, Dr. Barbara Kaiser, Harald Seitz, (alle BZfE), Prof. Dr. Carolyn Hutter (DHBW), Dr. Silke Lichtenstein (Dr. Rainer Wild-Stiftung) und Frank Horlbeck (EIT Food Region West) sowie Dr. Simone Frey, Nina Koch, Meike Schnell-Schintag und Henrike Böhme (alle Nutrition Hub).
v.l.n.r.: Eva Zovko, Dr. Barbara Kaiser, Harald Seitz, (alle BZfE), Prof. Dr. Carolyn Hutter (DHBW), Dr. Silke Lichtenstein (Dr. Rainer Wild-Stiftung) und Frank Horlbeck (EIT Food Region West) sowie Dr. Simone Frey, Nina Koch, Meike Schnell-Schintag und Henrike Böhme (alle Nutrition Hub).

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