top of page

Prof. Dr. Sibylle Adam – Professorin für Ernährungswissenschaften

Als Professorin für Ernährungswissenschaften arbeitet Sybille Adam daran, durch angewandte Forschung wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu generieren, die bei der Umsetzung zu einem gesünderen und auch nachhaltigen Ernährungsverhalten unterstützen. Carolina Diana Rossi hat Sibylle zum Interview getroffenen und über ihren Alltag als Professorin und ihre Vision von einer gesunden Welt gesprochen.

Diana Rossi und Prof. Dr. Sibylle Adam
Diana Rossi und Prof. Dr. Sibylle Adam

Sibylle, du bist Professorin für Ernährungswissenschaften an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, wie kam es dazu?

Das Thema Ernährung hat mich schon immer interessiert und auch fasziniert. Für mich stand schon sehr früh fest, dass ich Ökotrophologie studieren möchte. Nach meinem Studium habe ich viele Jahre freiberuflich als Ernährungsberaterin gearbeitet und so auch immer die „Sorgen und Nöte“ von PatientInnen und KlientInnen mitbekommen. Gleichzeitig hatte ich die Gelegenheit bei wissenschaftlichen Forschungsprojekten mitzuwirken – hauptsächlich im Bereich der Prävention von Adipositas und/oder nicht-übertragbaren Erkrankungen (NCDs). Dabei habe ich die Wichtigkeit und die Herausforderungen von Forschung schätzen gelernt, gleichzeitig aber auch die Schwierigkeiten gesehen, Forschungsergebnisse in die Praxis umzusetzen und den Menschen näher zu bringen, damit zum Beispiel ein gesünderes Ernährungsverhalten möglich wird. Mit der Professur an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg hat sich für mich die Chance ergeben, Wissenschaft und angewandte Praxis weiter im Blick zu haben. Da habe ich nicht lange überlegt und zugesagt.

Zu welchem Thema hast du promoviert?

Während meiner Promotion habe ich den Zusammenhang zwischen Ernährungsverhalten und der kognitiven Leistungsfähigkeit bei Kindern untersucht – immer noch ein sehr interessantes Thema.

Wie sieht eine normale Woche derzeit bei dir aus? Was ist das Tolle an deinem Job? Was magst du nicht so gern?

Eine normale Woche bei mir ist immer sehr abwechslungsreich, wobei während des Semester die Lehre dominiert. Meine Tage beginnen in der Regel immer früh, um 6.00 Uhr gibt es den ersten Kaffee. Im Tagesgeschäft (neben der Lehre) gehören u.a. Treffen mit Studierenden, die Beantwortung von Mails, das Schreiben von Gutachten, verschiedene Sitzungen, meine Teilnahme an Gremien und Ausschüssen, die Planungen von Exkursionen und auch das Vor- und Nachbereiten von Lehrveranstaltungen dazu. Hinzu kommen Teamsitzungen und die Arbeit in unseren Forschungsprojekten und auch Treffen mit bestehenden oder potentiellen ProjektpartnerInnen für die Hochschule oder unsere Forschungsprojekte. Zusätzlich bemühe ich mich um Kontakte zu anderen Hochschulen im In- und Ausland, um hier für die Studierenden aber auch für uns Lehrende einen Austausch oder auch gemeinsame (Forschungs-)Projekte herstellen zu können. Mein Job lässt jede Menge Eigeninitiative und Kreativität zu, das schätze ich sehr. Auch die Arbeit mit den jungen Generationen macht mir sehr viel Spaß. Manchmal würde ich mir wünschen, dass wir einen „flexibleren Rahmen“ hätten, Entscheidungsprozesse dauern an der Hochschule häufig sehr lange.

Wie trägst du dazu bei, dass die Menschheit sich gesünder ernährt und/oder die Umwelt nachhaltiger gestaltet wird?

Ich versuche durch angewandte Forschung wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu generieren, die bei der Umsetzung zu einem gesünderen und auch nachhaltigen Ernährungsverhalten unterstützen. Die Schwierigkeit besteht häufig darin, dass das Wissen vorhanden ist, die Umsetzung aber nicht gelingt. Zurzeit sind neue Ansätze in der Diskussion und im Gespräch, die dem Bereich der Verhältnisprävention zuzuordnen sind, wie z.B. die Förderung gesunder Quartiere oder auch Nudging. Zudem ist es mir ein Anliegen, die zukünftigen Generationen von ÖkotrophologInnen zu sensibilisieren, im Zeitalter von „Fake News“ die Wissenschaftlichkeit richtig einschätzen und interpretieren zu können. Wir brauchen die Wissenschaft, um eine fundierte und vor allem seriöse Grundlage für Handlungsempfehlungen für eine gesündere und nachhaltigere Ernährungsweise zu haben.

Was habt ihr im Forschungsprojekt Nudging in Hamburg gemacht? Wie sind die Ergebnisse? Wo siehst du Probleme?

Wir haben verschiedene Projekte im Hamburger Raum durchgeführt, in dem Nudging-Maßnahmen in Betrieben der Gemeinschaftsgastronomie in Hochschulen und Unternehmen eingesetzt wurden. Ziel war es, den Verzehr von gesundheitsförderlicheren Optionen bei Speisen und Getränke „anzustupsen“, um diesen Konsum insgesamt zu steigern. Grundsätzlich lässt sich häufig ein Anstieg der Verkaufszahlen bei den angestupsten Speisen und Getränken beobachten. Sehr erfolgreich war der Austausch der Standardoption der Beilage bei Tellergerichten, d.h. wir haben beim Burger die klassische Pommes-Beilage durch Salat ersetzt. Hier ergab sich so eine Zunahme von verkauften Salatbeilagen von 16 %. Die meisten Probleme tauchen in der Umsetzung auf, da man in „realen Settings“ forscht und demnach einige Dinge nicht immer nach Plan laufen.


Viele Start-ups und Tech-Unternehmen wie z.b. Google beschäftigen sich mit Geschäftsmodellen zur Ernährung und kommen dabei aufgrund ihrer finanziellen Mittel und ihrer Reichweite extrem schnell voran. Was kann die Forschung tun, um nicht von solchen Konzernen abgehängt zu werden, weil sie zu "langsam" ist?

Grundsätzlich gilt es seriöse Erkenntnisse und Angebote von unseriösen zu unterscheiden. In vielen anderen Fachbereichen funktioniert eine Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft/Forschung und Wirtschaft bzw. Industrie auch, warum also nicht auch in der Ernährungswissenschaft? Wir müssen weg von einem „typischen Schubladendenken“, dass alles aus der Wirtschaft oder Industrie schlecht ist. Viel wichtiger wäre mir auf Transparenz von Prozessen und Verwertbarkeit von Ergebnissen zu achten. Zudem muss insgesamt die Bedeutung und Durchführung von Forschung in den Ernährungswissenschaften weiter gestärkt werden. Das ist sicherlich auch eine politische Aufgabe und Herausforderung.

Hast du ein Vorbild? Und wie inspiriert dich dein Vorbild?

Ein klassisches Vorbild habe ich nicht. Ich verlasse mich auf meine eigenen Einschätzungen und Erfahrungen. Inspiration bekomme ich durch verschiedene Wege: zuhören und beobachten, miteinander sprechen oder lesen. Aber auch Reisen und Sport geben mir Inspiration.

Was ist für dich Ernährung?

Ernährung ist primär die Zufuhr von Nährstoffen und Energie – für mich persönlich gehören dazu aber auch unbedingt die Aspekte Genuss und Freude am (gemeinsamen) Essen.

Wenn Ihr mehr über Prof. Dr. Sibylle Adams Arbeit erfahren wollt, dann schaut mal auf ihrem Twitter Account oder auf der Website der Forschungsgruppe Nudging vorbei.

 

Interview von Carolina Diana Rossi

Carolina Diana Rossi - Ernährungswissenschaftlerin

Geführt wurde dieses Interview von Carolina Diana Rossi. Carolina ist eine #PowerNutritionist aus unserer Community.

Ihr könnt euch mit Carolina über LinkedIn und Instagram vernetzen.

bottom of page