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José Amado-Blanco - Lebensmitteltechnologe und Co-Founder von yamo


zwei junge Menschen auf einer Messe

Interview geführt von Mona

José, du hast Lebensmitteltechnologie studiert. Wie kamst du dazu?

Die ungefilterte Story wäre wohl die: ich habe zunächst mit einem Biologiestudium angefangen. Dieses haben ich nach zwei Jahren in den Sand gesetzt. Danach war ich völlig orientierungslos und habe ein weiteres Jahr nicht studiert.

In dem Jahr habe ich ca. 8 Informationsabenden für verschiedene Studiengänge besucht. Die zwei, die mir am meisten gefallen haben, waren der Studiengang Aviatik mit Pilotenausbildung und Lebensmitteltechnologie mit sehr starkem Wirtschaftseinfluss. Für die Pilotenausbildung musste man jedoch zusätzlich zu den normalen Studienkosten 100.000 CHF bezahlen.

Dazu hatte ich definitiv kein Geld und in Lebensmitteltechnologie habe ich auch mehr Zukunft gesehen. So war die letzte Entscheidung relativ einfach und hab mich ins fünfjährige Abenteuer gestürzt.

Wo hast du studiert?

Meinen Bachelor habe ich an der Berner Fachhochschule in der Schweizer Hauptstadt gemacht. Meinen Master habe ich an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in einer Kleinstadt namens Wädenswil absolviert. Der Wechsel zwischen Bachelor und Master hatte mir sehr gut getan, da man trotz bleiben im gleichen Feld doch recht unterschiedliche Sichtweisen sah. Das hat mir geholfen, heute mehrere Ansichten zu verstehen und basierend auf dem zu handeln.

Was hat dir am Studium gefallen, was eher nicht? Würdest du es nochmal studieren?

Ich würde sofort nochmals studieren, auch wenn es ganz am Anfang etwas geharzt hat. Ich bin glaube ich generell nicht der Theoretiker, weswegen die viele Theorie am Anfang mir doch etwas zugetan hat. Mit der Zeit wurde es mit allen Praktikas und Feldstudien viel praxisnaher, somit hat es mir mit der Zeit immer besser gefallen. Highlight des Studiums war sicherlich die Masterarbeit in Honduras, wo ich eine Kakao-Verarbeitungszentrum für eine grosse Schweizer Schokoladenfirma desingt habe. Generell würde ich, wenn ich nochmals studieren würde, darauf schauen, dass ich noch industrienaher, beispielsweise mit einem Job nebeher, das Studium absolvieren würde.

Du hast nach deinem Studium zusamnen mit Tobias Gunzenhauser und Luca Michas yamo gegründet, ein Startup für Bio-Babybrei. War dir schon immer klar, dass du selbst gründen willst und wie kam es dazu?

Nein, das war nicht immer so. Während meines letzten Semesters hat mich mein langjähriger Freund Tobias angehauen, ob ich da bei einer Idee mitmachen möchte. Ich hatte dort zwar schon Lust, etwas zu gründen, da ich mich generell als Unternehmer sehe und eher nicht als Angestellter. Die Philosophie und die Idee musste aber schon stimmen, ich hätte da keine Kompromisse gemacht. Als mich Tobias auf die Idee, Babybreie mit einer innovativen Technologie zu machen, angesprochen hat, wusste ich sofort, dass dies meine Chance ist, mit zwei perfekten Mitgründern etwas auf die Beine zu stellen.

Wie sieht eine normale Arbeitswoche für dich aus? Was ist deine Hauptaufgabe bei yamo und was macht den Job für dich spannend?

Ich als Lebensmitteltechnologe bin für alles im Produkt zuständig. Sprich: Rezepturen, Rohstoffbeschaffung, Produktion, Lager, viel auch Logistik.

Als Gründer habe ich natürlich auch weitere Aufgaben was Strategie, Mitarbeiter, Repräsentation aber auch viele weitere kleinere Sachen angeht. Die Arbeitswoche ist wirklich unglaublich verschieden jedes Mal.

In einem Startup ist man stark auf Wachstum fokusiert. Mit dem Wachstum verändern sich auch die Aufgaben, jede Woche neu!

Nächste Woche sieht es beispielsweise so aus: Am Montag besuche ich einen potentiellen Lieferanten für Rohstoffe. Am Dienstag teste ich eine neue Produktionsmaschine für die Aufstockung unserer Produktion. Am Mittwoch läuft unsere normale Produktion. Am Donnerstagmorgen mache ich Papierkram und am Nachmittag verfeinere ich die neuen Rezepturen. Am Freitagmorgen habe ich sowohl ein Meeting mit einem weiteren Rohstoffhändler als auch mit der ganzen Firma, um die Ziele im 4. Quartal zu besprechen. Am Freitagnachmittag treffe ich mich mit einem Logistiker. Samstag und Sonntag erledige ich dann alles, was die Woche liegen geblieben ist und ich von zuhause aus erledigen kann. Generell versuche ich jedoch, Sonntags nichts zu machen.

Was rätst du Absolventen bzw. Berufseinsteigern, die selbst gründen wollen?

Sich wirklich damit auseinander zu setzen, ob man wirklich gründen möchte. Man hört immer, wie hart es ist, zu gründen. Aber wie hart es wirklich ist, erfährt man erst, wenn man mitten drin ist. Eine 60-Stundenwoche ist fast schon gemütlich, meistens sind sie länger. Niemand kann einem sagen, was richtig und was falsch ist. Der Lohn ist unterirdisch im Gegensatz zu dem, was man auf dem Markt erhalten würde. Gleichzeitig wollen die Bewerber völlig normale Löhne, was in der Schweiz schon sehr bald sechstellig ist. Gleichzeitig weiss man auch, dass man mit dem Ganzen mit einer 90%igen Wahrscheinlichkeit scheitern wird. Man muss es schon WIRKLICH wollen, um die Motivation über Monate und Jahre hoch zu behalten. Glücklicherweise habe ich zwei fantastische Mitgründer, die genau das Selbe durchmachen wie ich. Der offene Austausch ist das A und O.

Ist es deiner Meinung nach wichtig, Berufserfahrung zu sammeln, bevor man selbst gründet?

Keine Ahnung. Es gibt Positivbeispiele für erfolgreiche Gründer, die Arbeitserfahrung hatten und solche, die es nicht hatten. Und auch für Negativbeispiele gibt es beides. Meine zwei Mitgründer hatten 3 und mehr Jahre Arbeitserfahrung, ich hatte keine. Letztendlich entscheidet wohl der Drive, das (Verkaufs)-Geschick und die Umsetzung über den Outcome des Startups. Erfahrung sehe ich da eher als zweitrangig.

Was hält du für die großen Hürden in unserem Fachbereich?

Generell die Konfrontation mit vielen Halb-Wahrheiten von selbsternannten Experten. Jedoch versuche ich diesen nicht all zu viel Beachtung zu schenken. Ansonsten sehe ich in unserem Fachbereich keine speziellen Hürden.

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