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Josefine Martin - Quality Management & Distribution beim Vegetarierbund Deutschland


Foto von zwei jungen, blonden Frauen, Josefine Martin und Lia Schmökel

Interview geführt von Lia

Lia: Josefine, du bist Ernährungswissenschaftlerin und hast dich im Bereich V-Label spezialisiert. Wie kam es dazu?

Josefine: Ich habe mir bereits während meines Studiums überlegt, dass ich mein angesammeltes Wissen und meine Praxiserfahrung am liebsten dafür einsetzen würde, die Welt zu verbessern. Tierschutz und eine pflanzenbasierte Ernährung sind Themen, die mir besonders am Herzen liegen und so lag es für mich auf der Hand, die Augen nach einem Arbeitgeber offen zu halten, der die gleichen Ziele verfolgt wie ich. Ich wollte während meiner Arbeitszeit einfach etwas tun, was ich auch in meiner Freizeit tun würde. Aus diesem Grund habe ich gezielt nach Stellenausschreibungen von NGO´s in diesem Bereich gesucht. Ich habe dann direkt nach dem Studium noch einen vierteljährlichen Abstecher in die freie Wirtschaft gemacht und Arbeitserfahrungen in einem Food Start-Up gesammelt, bis ich vom Vegetarierbund Deutschland die Zusage auf die Bewerbung für meine Traumstelle erhalten haben.

Wie sieht eine normale Arbeits-Woche im Moment bei Dir aus? Was ist das Tolle an dem, was Du tust?

Meine Arbeitswoche besteht aus 40 Stunden und ich bin in der Regel zwischen 8:30 und 17:30 Uhr im Büro. Meine Hauptaufgabe besteht darin zu entscheiden, ob ein Lebensmittel das vegane oder vegetarische V-Label tragen darf. Diese Aufgabe erledigen derzeit 6 weitere Personen neben mir. Bis zu dieser Entscheidung beantworten wir Kundenanfragen, erstellen Kostenvoranschläge, verhandeln Verträge und prüfen Produktspezifikationen, Herstellungsprozesse und Layouts. Unser Team arbeitet hier sehr eng zusammen. Wir tauschen uns regelmäßig aus und greifen uns bei komplizierteren Fragestellungen unter die Arme. Das ist deshalb so gut möglich, da wir alle ähnliche, aber doch leicht abweichende Hintergründe haben und so auf mehreren Ebenen Expertise zentrieren können. Neben dem Hauptgeschäft, der Lizenzierung von Produkten, helfe ich noch dabei unser Qualitätsmanagement auszubauen und zu optimieren und dies auch nach außen zu kommunizieren. Die Verbraucher müssen dem V-Label vertrauen können, aber auch wissen wofür es steht. Besonders toll finde ich, dass ich mich in vielen verschiedenen Bereichen einbringen und ausprobieren kann. Ich lerne unglaublich viel in unserem Team und bin auch gezwungen das Gelernte direkt anzuwenden, wodurch ich wirklich konkrete und in der Zukunft abrufbare Fähigkeiten erwerbe. Ich finde es wunderbar mit meiner Arbeit ein Stück weit die Welt zu verbessern, in dem ich dazu beitrage die pflanzliche Lebensweise für die gesamte Bandbreite der Verbraucher einfacher ersichtlich zu machen.

Wo hast Du studiert? Und wie hat Dir das Studium gefallen?

Ich habe meinen B.Sc. Ernährungswissenschaften an der Universität Potsdam gemacht. Wir haben hier eine sehr gute naturwissenschaftliche Grundausbildung erhalten. Während des Studiums kam einem der Umfang an Mathe, Physik und Chemie möglicherweise noch etwas viel vor. Im Nachhinein hat sich das aber auf jeden Fall gelohnt. Ich kann heute sagen, dass mir das Studium gut gefallen hat. Der Praxisanteil war sehr hoch, sodass ich das wissenschaftliche Arbeiten und den Laboralltag vermutlich auch nicht mehr verlernen werde. Da ich nach meinem Bachelorabschluss jedoch eine Pause von Labor und Forschung brauchte und mich mehr am Lebensmittel und in der Wertschöpfungskette von Lebensmitteln statt in Stoffwechelforschung oder Produktentwicklung gesehen habe, habe ich mich dafür entschienden den Masterstudiengang M.Sc. Prozess- und Qualitätsmanagement in Landwirtschaft und Gartenbau an der Humboldt Universität Berlin zu absolvieren. Zwei Jahre und zahlreiche praktische Erkenntnisse im Bereich Landwirtschaftliche Produktion - tierisch und pflanzlich - später konnte ich sagen, dass das die richtige Entscheidung war. Ich habe im Bachelor gelernt was Ernährung im menschlichen Organismus bewirkt, positiv und negativ und im Master Zusammenhänge zwischen Lebensmittelproduktion, Wirtschaft, Umwelt und Qualitätsmanagement hergestellt. Die Stellschrauben, an denen sich Ernährung beeinflussen lässt, sind für mich nun greifbarer und dadurch besser zu beeinflussen. Mein Masterstudiengang war sehr offen und ließ viel Raum für die eigene Entwicklung, was mir besonders gut gefallen hat.

Wie bist Du auf das Studium der Ernährungswissenschaft gekommen? Welche Passion hast Du für die Ernährungswissenschaft?

Eigentlich war meine Leidenschaft immer die Biologie. Zu der Ernährungswissenschaft bin ich letztlich durch eine nüchterne Kopfentscheidung gekommen. Ich konnte mir kein direktes Wirkungsfeld in der Biologie vorstellen. Zwar gibt es hier schier unendlich viele spannende Bereiche, aber mir fehlte der letzte Funke, um mich für einen Bereich zu entscheiden. Ich hatte auch immer im Hinterkopf wo ich später wohl arbeiten werden, wenn ich mich für einen Bereich entscheide. Medizin beinhaltet viel Biologie,ist aber überhaupt nicht mein Bereich und es war auch nie mein Wunsch gewesen mich hier einzubringen. Eigentlich durch Zufall habe ich dann vom Fach Ernährungswissenschaften gelesen. Als naturwissenschaftlicher Studiengang passte es zu meinen Fähigkeiten und ich konnte mir auch gut vorstellen im Bereich Ernährung einen Job zu finden. Ernährungsmitbedingte Krankheiten kennt vermutlich fast jeder aus seinem direkten Umfeld. Hier nach dem Studium etwas bewirken zu können, erschien mir spannend, aber auch wirtschaftlich sinnvoll.

Zu guter Letzt, was würdest Du Berufseinsteigern aus unserem Fachbereich raten?

Ich rate Berufseinsteigern dazu sich nicht von wiederholten Absagen auf Stellenanzeigen entmutigen zu lassen. Je nach dem was ihr für Berufserfahrung habt, kann es schon die ein oder andere Absage geben. Bringt euch auf den neuesten Stand, was das Schreiben von Bewerbungen angeht, hierbei Punkte zu verschenken ist es nicht wert. Seit selbstsicher bei Bewerbungsgesprächen, ihr sitzt dort ja nicht ohne Grund. Macht euch unbedingt bewusst, was euch für die Stelle, auf die ihr euch bewerbt oder für die ihr vorsprecht, motiviert! Das macht euch glaubwürdiger. Wenn ihr in einer NGO arbeiten wollt, macht euch vorher klar, dass das Gehalt nicht dem entspricht, was eure Kommilitonen in der freien Wirtschaft bekommen. Praktika und Bundesfreiwilligendienste sind in der Regel ein sehr gutes Sprungbrett für eine Festanstellung in einer NGO. Ich rate euch außerdem dazu, möglichst viele fachverwandte oder für euch privat interessante Veranstaltungen und Vorträge zu besuchen. Ihr erweitert so euren Horizont, denkt vielleicht über Arbeitsfelder nach, die ihr vorher noch nicht auf dem Schirm hattet und ganz wichtig, ihr könnt euch hier vernetzen. Und das ist der wichtigste Tip: Vernetzt euch, tauscht euch aus, bleibt in Kontakt. Vornehmlich mit Menschen, die bereits einen festen Fuß in der Arbeitswelt haben. Oft wird die Traumstelle durch eine Bekannte oder einen Bekannten vermittelt!

Danke Josefine für die interessanten Einblicke in Deine Arbeit!

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