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Plant.Based - das erste deutschsprachige Buch zur pflanzlichen Ernährung - Dr. Marie Ahluwalia

Darm, Immunsystem, Hormonhaushalt und Haut profitieren, wenn wir unseren Speisplan pflanzlicher gestalten. Die Ärztin und Ernährungsmedizinerin ist seit mehr als zehn Jahren in der Ernährungstherapie selbstständig. Nicht nur in ihrer Praxis, sondern auch in ihrem Buch kombiniert sie die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur pflanzenbasierten Ernährung mit der Umsetzung in den Alltag. Am 9. Mai 2022 veröffentlichte Marie gemeinsam mit Ökotrophologin und Influencerin Laura Merten den Ratgeber „Plant.based.“. Wir haben mit Marie über ihr Buch gesprochen.

Marie Ahluwalia mit ihrem neuen Buch: Plant Based.

Worum geht es in eurem Buch?

„Plant. Based.“ legt die wissenschaftlichen Prinzipien der Grundlage des Wohlbefindens und der Prävention von Krankheit und die Rolle von Ernährung dar. Gefolgt von einem Abschnitt mit praktischen evidenzbasierten Ratschlägen, wie die man eigene Ernährung Schritt für Schritt nachhaltig umstellen kannst. In Kürze: Das Rückgrat einer gesunden Ernährung sind Pflanzen - das Maximieren pflanzlicher Vielfalt ist zentral und wir helfen den Leser:innen dabei.


Im Gegensatz zu den jüngst erschienenen Büchern zum Thema vegane Ernährung, soll es hier ganz gezielt um pflanzenbasierte Ernährung gehen. Der Begriff pflanzenbasiert ist im Gegensatz zu vegetarisch und vegan nicht eindeutig definiert. Es bedeutet, dass man vorwiegend unverarbeitete pflanzliche Lebensmittel zu sich nimmt und gleichzeitig den Konsum von Fleisch, Fisch und Milchprodukten reduziert. Für mich ist eine pflanzenbasierte Ernährung, wenn man mindestens 80-95 % pflanzliche Lebensmittel verzehrt. Pflanzenbasiert kann auch flexitarisch bedeuten. Diese Definition des Essverhaltens wird zunehmend populärer. Es beschreibt diejenigen, die vorwiegend pflanzliche Lebensmittel verzehren. Tierische Lebensmittel werden nicht grundsätzlich ausgeschlossen, die Menge allerdings stark reduziert.


Was genau bedeutet pflanzenbasiert oder plant-based im Unterschied zu einer vegetarischen oder veganen Ernährung?

Pflanzenbasiert ist eine reine Ernährungswahl, wohingegen Veganismus über Ernährung hinausgeht und eher eine Lebensstilentscheidung ist. Vegan erklärt was eine Person nicht isst: Eier, Fleisch, Milchprodukte. Darüber hinaus wird auch auf Produkte verzichtet, die dem Tierwohl schaden wie Leder oder Kosmetika auf Basis von Tierversuchen. Die vegane Ernährung beschreibt allerdings nicht, wie die Ernährungsgewohnheiten genau aussehen. Diese können irgendwie ausfallen: von vollwertigen pflanzlichen Lebensmitteln bis hin zu Chips, Schokolade und stark verarbeiteten Lebensmitteln. Die Begrifflichkeit pflanzenbasiert bezieht sich dagegen in der Regel auf Ernährungsgewohnheiten, die sich auf den Verzehr ganzer, das heißt möglichst gering verarbeiteter pflanzlicher Lebensmittel aufbaut. Eine Ernährung, die auf Früchten, Gemüse, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen basiert und gleichzeitig verarbeitete Lebensmittel reduziert, die viel Salz, Zucker und zugesetzte Fette enthalten. Ein Nebeneffekt ist, dass man dabei mit Mikronährstoffen wie Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen reichlich versorgt ist.


Kommt es dabei darauf an, tierische Lebensmittel komplett zu streichen oder nur zu reduzieren?

Ich denke, das ist eine sehr wichtige Frage, die sich viele Leute stellen, wenn sie sich in Richtung pflanzenbasierte Ernährung bewegen. Tatsächlich zeigen Studien, dass die rein pflanzliche Ernährung einer pflanzenbasierten Ernährung mit gelegentlichem und moderatem Verzehr tierischer Produkte nicht überlegen ist. Vielleicht könnte man es so sagen: Es geht nicht so sehr nur um das Streichen, sondern viel mehr um das Hinzufügen und die Vielfalt in pflanzlichen Lebensmittelgruppen, die die gesundheitlichen Vorteile bringen. Der Effekt kommt also dann am besten zu tragen, wenn tierische durch unverarbeitete pflanzliche Lebensmittel ersetzt werden.


"Bei der pflanzenbasierten Ernährung geht nicht um das Streichen, sondern um das Hinzufügen von pflanzlichen Lebensmittelgruppen. Und genau die, bringen die gesundheitlichen Vorteile." Dr. Marie Ahluwalia

Was fällt deinen Patient:innen bei der Ernährungsumstellung besonders schwer?

Am schwersten fällt den meisten Leuten auf die lieb gewonnenen Lebensmittel in der typisch westlichen Ernährung zu verzichten – insbesondere Brotbelag wie Wurst und Käse. Viele greifen dann gerne zu pflanzlichen Ersatzprodukten, die diese Lebensmittel nachahmen. Doch das sehe ich kritisch, da solche Produkte in der Regel keine hochwertigen Zutaten haben und nicht viele Nährstoffe liefern.


Wie bist du selbst zur pflanzenbasierten Ernährung gekommen und warum wurde das dein beruflicher Schwerpunkt?

Intensiven Kontakt zur pflanzenbasierten Ernährung hatte ich vor mehr als zehn Jahren – zu der Zeit habe ich in Neu-Delhi in Indien gelebt und in der Universitätsklinik in der Inneren Medizin gearbeitet. Hier durfte ich erleben, wie Ernährung Teil von Therapien ist. Die Norm der traditionellen indischen Ernährung ist pflanzenbasiert und wird auch therapeutisch eingesetzt. Dies hat mir erstmals Anstöße gegeben, unsere westlichen Ernährungsgewohnheiten zu hinterfragen und neue Routinen in der Ernährung für mich selbst kennenzulernen. Die Arbeit mit Patient:innen sowie meine wissenschaftliche Arbeit hat mir aufgezeigt, dass pflanzenbasiert die ursprünglichste, man könnte auch sagen artgerechteste Ernährung des Menschen ist. Daher ist das mein beruflicher Schwerpunkt geworden. Für mich ist pflanzenbasierte Ernährung die Basis für Wohlbefinden, Prävention sowie Therapie von Krankheit.


Was können wir jetzt tun, um nachhaltiger zu essen?

Das Buch ist primär aus medizinischer Sicht geschrieben. Jedoch ist es wunderbar, dass das, was gut für uns ist, weitestgehend kongruent zu dem ist, was gut für den Planeten bedeutet. Den größten Unterschied für den persönlichen Fußabdruck auf dem Planeten macht es, tierische Produkte zu reduzieren und auf die Herkunft dieser zu achten. Wer nicht gänzlich darauf verzichten möchte, sollte bewusst kleine Mengen genießen.


Was mich bei meiner Recherchearbeit sehr beeindruckt hat, ist der Vergleich, dass ein regional geernteter Apfel, der im Kühlhaus überwintert hat, ab April von seiner Nachhaltigkeitsbilanz ungünstiger ist als ein Apfel aus Südafrika. Also sollten wir auch ganz besonders darauf achten, Produkte zu verzehren, die gerade in der Saison sind - nach dem Prinzip Farm to Fork.


Ende April haben wir die Zukunftsvision, das MENÜ DER ZUKUNFT veröffentlicht. Du warst eine der über 100 Ernährungsexpert:innen, die ihre Vorstellungen dazu geteilt hat. Was gefällt dir an der Vision am besten?

Passend zu den beiden ersten Fragen, gefällt mir natürlich besonders gut das Thema „mehr Pflanzen auf dem Teller“ und „regional und saisonal“. Darüber hinaus finde ich das Thema Entschleunigung und Genuss sehr wichtig. Essen muss heute schnell gehen und das Zubereiten frischer Mahlzeiten als Teil unseres hektischen Lebensstils wird oftmals als zusätzliche Last betrachtet. Es wäre schön, wenn für kommende Generationen der Stellenwert von hochwertigen Lebensmitteln wieder steigt. Auch das Thema Genuss ist wahnsinnig wichtig. Angefeuert von Social Media ist Ernährung heutzutage primär eine Funktion zur Gesundheitsoptimierung. Zahlreiche Diäten oder Einschränkungen, die vermeintlich die Gesundheit verbessern, lassen den Aspekt von Genuss von Essen völlig außen vor. Das finde ich schade.

 
 

Welche Rolle spielen Ernährungsexpert:innen dabei?

Beim Thema Entschleunigung und Genuss können Ernährungsexpert:innen sowohl im Einzelgespräch mit Patient:innen als auch über andere Kanäle viel Bewusstsein schaffen. Primär liegt der Fokus darauf fachlich richtige Ratschläge zu vermitteln und dabei zu helfen Ernährungsroutinen zu verbessern. Gezielt auf den Stellenwert von Ernährung im stressigen Alltag einzugehen, ermöglicht Ernährung nachhaltig als Element im Tagesablauf zu etablieren.


Wer ist dein Vorbild? Wer hat große Veränderung im Ernährungsbereich vorangetrieben?

Ein Role Model ist für mich Deliciously Ella. Ich spreche hier nicht unbedingt von ernährungswissenschaftlicher Expertise, sondern davon wie sie als eine der Ersten das Thema Ernährung, Nachhaltigkeit und Gesundheit vereint hat. Heutzutage kennt sie fast jeder und sie nutzt ihre Reichweite, um Menschen für das Thema Ernährung, Self-Care und planetare Gesundheit zu sensibilisieren.

 

Dr. Marie Ahluwalia fokussiert sich in ihrer Praxis auf die Ernährung und den Lebensstil zur Verbesserung der Frauengesundheit. In ihren Workshops und Fachvorträgen zeigt sie, wie wir mit einer pflanzenbasierte Ernährung zu mehr Balance finden. Dieses Wissen weiterzugeben, ist ihr ein großes Anliegen. Wer mehr über Marie und ihre Arbeit erfahren möchte, kann sich mit ihr auf LinkedIn, Instagram oder über ihre Website in Verbindung setzen.


Dieses Interview wurde geführt von Dr. Simone K. Frey, Gründerin NUTRITION HUB.



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