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Simon Goedecke - Nutrient-Information Scientist bei Baze


Mann zeigt auf ein Poster: Simon Goedecke - Nutrient-Information Scientist bei Baze

Interview geführt von Lia

Simon, Du bist Ernährungswissenschaftler und arbeitest inzwischen als Nährstoff- und Informationswissenschaftler in einem Startup. Wie kam es dazu?

Ich habe mich schon immer sehr für das Thema Ernährungsphysiologie interessiert, sowohl auf der Ebene der Makronährstoffe, als auch auf der Ebene der Mikronährstoffe. Ebenfalls bin ich begeisterter Sportler und war immer bestrebt, neben dem Training das Maximum aus meinem Körper über meine Ernährung herauszuholen. Dementsprechend habe ich mich Zeit meines Bachelorstudiums aus eigenem Interesse sehr viel tiefer in diese Themen eingelesen als der Lehrplan es vorgesehen hatte.Im Bachelor Ökotrophologie lernt man dann eben doch nicht so sehr viel über molekulare Mechanismen wie in einem reinen Ernährungswissenschaftsstudium.

Daher habe ich mich dann dazu entschieden, mich mehr zu spezialisieren und meinen Master im Studiengang „Master of Molecular Nutrition“ zu machen. Noch während ich an meiner Masterarbeit schrieb, habe ich online nach Stellenangeboten gesucht.

Auf der Seite „Ernährungswissenschaft macht Karriere“, heute „Nutrition Hub“, las ich dann Ende Juni eine Ausschreibung als „Nutrient-Information Scientist“. Ich kann mich noch genau an die Überschrift erinnern: „ALA, DHA, Lutein, Vitamin E - Mikronährstoffe sind für dich kein Fremdwort, sondern Alltag? Du wolltest schon immer in Berlin arbeiten? Dann haben wir genau die richtige Stelle für dich." Ich wusste sofort, dass diese Stelle genau zu mir passt und hab mich direkt beworben. Den Master noch nicht ganz in der Tasche konnte ich mich dann im Auswahlverfahren gegen über 70 Bewerber durchsetzen und war somit in der Lage, nach dem Studium nahtlos in das Berufsleben einzusteigen. Eine Entscheidung die ich nicht bereue.

Was genau macht Baze und was sind Deine Aufgaben dort?

Aus meinen eigenen Recherchen heraus wusste ich bereits, dass es trotz der Überflussgesellschaft in der wir leben, immer noch auffällige Defizite im Bereich der Mikronährstoffe gibt.

Das wohl prominenteste Beispiel ist hier Vitamin D, denn die Hauptquelle des Körpers ist die Eigensynthese in Folge von UV-B Exposition. Da die Intensität des Sonnenlichts in unseren Breiten jedoch im Winter nicht für eine ausreichende Synthese ausreicht und viele von uns auch im Sommer die meiste Zeit in geschlossenen Gebäuden verbringen, sind niedrige Spiegel keine Seltenheit, besonders gegen Ende des Winters. Das ist jedoch nur ein Beispiel von vielen. Aber auch die Gründe dafür sind vielfältig. Daher ist die Verwendung von Multivitaminpräperaten in der Bevölkerung sehr verbreitet, besonders in den USA, doch auch in Deutschland nimmt es immer mehr zu.

Mit einer durchdachten Ernährung und ausreichend Sonne kann man sicherlich auch ohne Pillen einen sehr guten Nährstoffstatus erreichen, doch in einer Welt voller hochverarbeiteter und extrem verführerischer Lebensmittel bedarf dies sehr viel Disziplin und Planung, was für viele „normale Menschen“ eher schwer realisierbar ist. In Bezug auf Nahrungsergänzungsmittel haben jedoch die wenigsten Menschen eine Ahnung, wo sie schon gut versorgt sind und in welchen Bereichen Aufholbedarf besteht. Multivitaminpräperate beinhalten jedoch viele Nährstoffe in teilweise hohen Dosierungen. Daher besteht die Gefahr, sich durch den Einsatz von Multivitaminpäperaten mit manchen Nährstoffen überzudosieren während man von anderen immer noch nicht genug bekommt. Hinzu kommt die teilweise schlechte Qualität von vielen der angebotenen Produkte.

Das Konzept hinter Baze ist es, den Nährstoffstatus der Kunden zu messen und personalisiert darauf Nährstoffergänzungen anzubieten. Dabei wird die genaue Dosierung mithilfe eines Algorithmus ganz genau für die jeweilige Person, dessen Präferenzen und Voraussetzungen, berechnet. Da Menschen aber verschieden sind und der Stoffwechsel sich nicht zu 100% berechnen lässt, werden in regelmäßigen Abständen Folgemessungen durchgeführt, um die Dosierung weiter feinzujustieren. Die Blutabnahme führt der Kunde dabei selbst von zu Hause aus durch, wobei wenig Kapillarblut entnommen und eingeschickt wird. Derzeit ist das Produkt nur in den USA und der Schweiz erhältlich, doch es wird nur eine Frage der Zeit sein bis auch der deutsche Markt reif für unser Produkt ist. Meine Aufgaben dabei sind in erster Linie, die wissenschaftlichen Daten für die Berechnung der Dosierung bereitzustellen, sowie mit weiterem wissenschaftlichem Hintergrund dem Produkt zu dienen. Wir verstehen uns nicht nur als reines Nahrungsergänzungsmittelunternehmen, sondern wollen dem Kunden ganzheitlich zu einem besseren Wohlbefinden und Gesundheit verhelfen. Dazu gehören auch Empfehlungen in Bezug auf Lifestyle und Ernährung, für deren Erarbeitung ich zuständig bin. In der Entwicklungsphase habe ich jedoch auch Tests geplant und durchgeführt, die essentiell für das Produkt waren, welches wir heute anbieten können. Für einen Berufsanfänger direkt aus dem Studium war das anfangs sehr viel Verantwortung, doch man wächst mit seinen Aufgaben.

Was gefällt Dir besonders an Deiner Arbeit?

Was mir besonders gefällt ist das Feedback der Leute. Wenn dir jemand sagt, wie gut es ihm oder ihr mit dem Produkt geht, dann weiß man wofür man sich durch unzählige Studien gearbeitet und Versuche durchgeführt hat. Die Palette reicht von weniger Krämpfen, bishin zu besserer Laune. Mir geht es am Ende des Tages nicht darum, den Kunden unnützes Zeug zu verkaufen oder Empfehlungen zu geben, die sie langfristig nicht einhalten können. Ich möchte den Leuten einen messbaren Mehrwert bieten und mit Baze kann ich dies realisieren!

Warum hast Du Ernährungswissenschaften studiert? Welche Passion hegst Du für unser Fachgebiet?

Zugegeben, ich war ein mittelmäßiger Schüler, doch in Biologie hat mir so schnell keiner etwas vorgemacht. Außerdem habe ich schon immer sehr gerne gegessen und mich von klein auf mit dem Einfluss der Ernährung auf den menschlichen Organismus beschäftigt. Als ich dann im späteren Jugendalter mit Kraftsport angefangen habe, lag die Entscheidung für Ernährungswissenschaften für mich auf der Hand. In kaum einem anderen Sport hat die Ernährung einen so großen Einfluss und ich wollte unbedingt mehr über den menschlichen Stoffwechsel erfahren. Man kann daher bei mir wirklich von Passion sprechen und die braucht man auch, wenn man in diesem Fachgebiet erfolgreich sein möchte!

Wo hast Du studiert, was hat Dir am Studium gefallen? Was nicht?

Meinen Bachelor habe ich an der Hochschule Anhalt in der kleinen Stadt Bernburg gemacht. Genauer gesagt habe ich im Bachelor Ökotrophologie studiert, ein Studiengang, der sehr breit aufgestellt ist. Von Ernährungsphysiologie über Lebensmittelanalytik bis hin zu Qualitätsmanagement und Personalführung war alles vertreten. Man könnte sagen, dass Ökotrophologen daher die Multitalente unter den Ernährungswissenschaftlern sind, doch in manchen Dingen nicht besonders in die Tiefe gehen.

Ich habe in dieser Zeit viel gelernt und es hat wahnsinnigen Spaß gemacht.Doch habe ich mich für den Master dazu entschieden, mich mehr zu spezialisieren und mich im Master of Molecular Nutrition an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena eingeschrieben. Mit dem Backgroundals Ökotrophologe fiel es mir anfangs recht schwer, so tief in die molekularen Mechanismen und analytischen Methoden abzutauchen, doch mit Fleiß, Geduld und hervorragenden Kommilitonenonnte ich mich relativ schnell einarbeiten.

Was sind Deiner Meinung nach aktuell die größten Chancen und Herausforderungen für uns als EW?

Als Ernährungswissenschaftler geht es mir darum, das Leben und die Gesundheit der Menschen positiv über die Nahrung zu beeinflussen. Jeder Ernährungswissenschaftler kennt den Spruch des Hippokrates: „Lass die Nahrung deine Medizin sein und Medizin deine Nahrung!“. Wir alle müssen essen und die Nahrung hat in vielerlei Hinsicht einen zentralen Stellenwert in unserem Leben. Sie dient nicht nur der Nährstoffaufnahme, sondern hat auch kulturellen Stellenwert und wirkt auf die Belohnungszentren in unserem Gehirn.

In unserer heutigen Gesellschaft ist die Lebensmittelindustrie allerdings so sehr auf den Aspekt der Belohnung ausgerichtet, dass die Nährstoffaufnahme oftmals zu kurz kommt. Viele Menschen greifen eher zu besonders schmackhaften Lebensmitteln als zu besonders Nährstoffreichen und konsumieren diese im Übermaß. Und wer kann es ihnen verübeln, es liegt in der Natur des Menschen, schmackhafte Nahrung zu bevorzugen. Das führt jedoch zu verschiedenen Problemen, angefangen von Fettleibigkeitbis hin zu Nährstoffdefiziten.

Die große Aufgabe der Ernährungswissenschaft ist es daher in meinen Augen, die großen drei Aspekte Nährstoffe, Geschmack und Kultur über verschiedene, möglichst natürliche Wege unter einen Hut zu bringen, um eine optimale Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen zu erreichen.

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