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Melanie Kirk-Mechtel - Freiberuflich in der Ernährungskommunikation


Frau auf einem Feld mit Box in der Hand, Melanie Kirk-Mechtel

Interview geführt von Lia

Melanie, Du bist Oecotrophologin und arbeitest inzwischen im Kommunikationsbereich. Wie kam es dazu?

Das hat sich zum Glück direkt nach dem Studium so gefügt: Ich habe in einer PR-Agentur zuerst ein Praktikum gemacht, dann ein Traineeship – und bin insgesamt 10 Jahre dort geblieben. Die Kunden waren fast ausnahmslos aus dem Food-Bereich und so konnte ich meinen ernährungswissenschaftlichen Hintergrund bestens einbringen. In der Agentur habe ich das gesamte Handwerkszeug gelernt, von der Pressemitteilung über PR-Konzepte bis zur Begleitung von Fotoshootings. Damit hatte ich gutes Rüstzeug, um ab dem Jahr 2013 freiberuflich zu arbeiten.

Was gefällt Dir besonders an Deiner Arbeit?

Mir gefällt am allerbesten, dass ich meine beiden größten Leidenschaften, Essen (und alles, was dazugehört) und Schreiben, miteinander verbinden kann. Natürlich kann ich theoretisch auch PR zu anderen Themen machen – das tue ich manchmal auch – aber diese Kombi Ernährung und Kommunikation passt einfach optimal zu mir.

Da kenne ich mich natürlich auch am besten aus. Außerdem mag ich es, mich mit den Kunden abzustimmen und gemeinsam herauszuarbeiten, wo die Schwerpunkte der Kommunikation liegen sollen, wie das Wording sein soll usw. Das ist immer wieder eine neue Herausforderung und wegen der unterschiedlichen Kunden und Themen meistens auch sehr spannend.

Als Freiberuflerin ist es für mich natürlich auch wichtig, mich nach außen zu präsentieren. Dafür nutze ich meinen Blog und meine anderen Social Media Auftritte. Das macht mir auch viel Spaß. Leider fehlt mir oft die Zeit, um noch mehr Beiträge zu posten, Rezepte online zu stellen oder häufiger zu Foodblogger-Events zu gehen.

Warum hast Du Ernährungswissenschaften studiert? Welche Passion hegst Du für unser Fachgebiet?

Meine Mutter hat seit ihrer Jugend Typ-I-Diabetes und so habe ich schon früh etwas über Blutzucker, Broteinheiten etc. gelernt. Im Alter zwischen 15 und 18 Jahren habe ich außerdem viele Frauenzeitschriften verschlungen, in denen es auch immer um Ernährung und Diäten ging.

Ich habe damals in Italien gewohnt und ich glaube, da waren Ernährungstipps in den Medien viel verbreiteter als in Deutschland. Freundinnen von mir gingen außerdem zum „Dietologen“, weil sie ihrer Meinung nach ein paar Kilos zu viel hatten, und bekamen da Ernährungspläne und bunte Pillen. Das hat alles zusammen dazu beigetragen, dass ich wissen wollte, was denn genau hinter den ganzen Aussagen zu einer „gesunden“ Ernährung steckt.

Im Laufe der Jahre hat sich das ein wenig gewandelt: Ich finde die Lebensmittel an sich viel interessanter und liebe es, Warenkunden zu recherchieren und zu schreiben. Außerdem macht es mir unheimlich viel Spaß, selber etwas anzubauen und zu ernten. Nachhaltigkeit spielt bei mir, privat und beruflich, auch eine immer größere Rolle.

Wo hast Du studiert, was hat Dir am Studium gefallen? Was nicht?

Ich habe in Bonn studiert, auf Diplom. Beim ersten Blick ins Vorlesungsverzeichnis war ich etwas enttäuscht, dass es in so wenigen Vorlesungen konkret um Ernährung ging, wie ich mir das so vorgestellt hatte.

Stattdessen gab es Mathe und Statistik, VWL und BWL, Soziologie, Lebensmittelrecht, Chemie, Physik, Physiologie, aber natürlich auch Botanik, Biochemie und später Fächer wie „Angewandte Ernährungslehre und Diätetik“ oder „Ernährung und Immunsystem“, in denen ich auch meine Diplom-Prüfungen abgelegt habe.

Im Rückblick finde ich es toll, wie interdisziplinär das Studium war. Damals habe ich das noch nicht so gesehen, aber das meiste, was ich in der Studienzeit gelernt habe, konnte ich im Laufe meines Berufslebens sehr gut gebrauchen. Die Kehrseite war, dass ich lange nicht so richtig wusste, in welche Richtung ich beruflich gehen sollte. Das stelle ich mir durch die speziellere fachliche Ausrichtung der verschiedenen Bachelor- und Masterstudiengänge heute einfacher vor.

Was sind Deiner Meinung nach aktuell die größten Chancen und Herausforderungen für uns als EW?

Ich kann das am besten aus meiner Kommunikations-Filterblase heraus beantworten: OecotrophologInnen sind im Web immer noch zu wenig sichtbar. Im PR-Netzwerk unseres Berufsverbandes VDOE (BerufsVerband Oecotrophologie e.V.) diskutieren wir das seit Jahren. Toll, dass es immer mehr leuchtende Beispiele wie Nutrition Hub oder bloggende KollegInnen gibt, und auch der Verband ist digital mittlerweile gut aufgestellt.

Oft werden Ernährungswissenschaftler aber leider immer noch als Experten mit erhobenem Zeigefinger positioniert. Für Spaß am Kochen und Essen, verbrauchernahe Informationen und die Einordnung von Trends und Studienergebnissen sind dagegen häufig Leute zuständig, denen der fundierte Hintergrund fehlt. Auch in der PR sind Ernährungswissenschaftler Mangelware, wie meine Kollegin Gabi Freitag-Ziegler in einer kleinen Umfrage herausgefunden hat. Dabei bringen sie so viel mit, was in der (Ernährungs-)Kommunikation gebraucht wird. Allerdings sollten sie auch unbedingt fit in Sachen Onlinekommunikation und Social Media sein.

Ich freue mich übrigens sehr darüber, dass Ihr auf nutrition-hub.com zeigt, dass es für ErnährungswissenschaftlerInnen über die Ernährungsberatung hinaus noch so viele andere spannende Berufsfelder und mögliche Werdegänge gibt!

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