Liebe Annette, Du bist Ernährungswissenschaftlerin und arbeitest jetzt als Food Testerin und Journalistin. Wie kam es dazu?
Von Anfang an wollte ich gerne möglichst nah an den Verbraucherinnen und Verbrauchern dran sein. Dafür eignen sich die Medien natürlich gut. Ich habe mein Praxisemester im Studium darum gleich bei der "Brigitte" gemacht, die Diplomarbeit bestand u.a. aus einer Broschüre für den AID (damaligen Auswertungs und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dem Ministerium unterstellt) und daran ein Volontariat bei einem Fachmagazin angeschlossen. Danach hatte ich gleich einen Job beim Heinrich Bauer Verlag (Hamburg) bei einem Food-Magazin. Anschließend bin ich zu "Öko-Test", wo ich fünf Jahre lang gearbeitet habe. Darüber bin ich später auch zu den Food-Tests gekommen, die ich heute regelmäßig für verschiedene Magazine mache. Seit 1997 arbeite ich "frei".
Was gefällt Dir besonders an Deiner Arbeit?
Ich kann die Spreu vom Weizen trennen, also sagen, das Produkt A ist gut und das Produkt B lass mal lieber liegen, weil es zu viel Zucker enthält, diverse Zusatzstoffe in sich hat oder nicht schmeckt. Da jedes Magazin seine eigenen Vorstellungen von so einem Test hat, man also natürlich auch Kompromisse machen muss, habe ich vor fünf Jahren einen eigenen Test-Blog gegründet: bio-food-tester.de. Dort kann ich nach meiner eigenen Linie testen, frei von Anzeigenkunden und sonstigen Einschränkungen, denen Tests (leider) oft unterliegen. Und das ist gut so.
Warum hast Du Ernährungswissenschaften studiert und was begeistert Dich so an unserem Fachgebiet?
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr genau, wieso ich bei der Ökotrophologie gelandet bin. Es war so ein allgemeines Interesse am Essen und Trinken. Erst im Studium hat mich das Thema so richtig gepackt und ich habe versucht, die praktisches Seite der Ernährung zu erschließen. Denn darum ging es im Studium ja erst einmal gar nicht. Grundsätzlich finde ich es spannend, dass sich mit der richtigen Ernährung vieles "richten" lässt, also Erkrankungen kurieren, vorbeugen und ggf. auch heilen. Ich bin seit einigen Jahren aber nicht mehr der Meinung, dass es "die" Ernährunsgform gibt, wie es die Ernährunsgesellschaften empfehlen, sondern dass jeder seine eigene individuelle Ernärhung hat und und umsetzen sollte. So, wie die Menschen unterschiedlich sind, ist es auch das, was sie brauchen, individuell.
Ich habe hier viel von der ayurvedischen Ernährung gelernt, die ja immer nach dem jeweiligen Typen guckt und dafür Empfehlungen ausspricht - vor allem, um wieder ins Lot zu kommen, nicht als Dogma. Zwei mal war ich schon auf Sri Lanka, um mehr darüber zu erfahren. Im Rahmen einer Kur habe ich länger komplett ayurvedisch gegessen. Danach hat sich viel bei mir verändert - zum Guten. Neben den Tests habe ich darum im vergangenen Jahr auch journalistisch zur "Indi-Ernährung" gearbeitet (Indi wie individuell), u.a. über ayurvedische Ernährung geschrieben und zum Thema "Iss wie du bist" Beiträge verfasst.
Was hätten wir Dich noch fragen sollen? Kannst du davon finanziell leben?
Ja, ich kann, und zwar gut. Als Alleinverdienerin mit zwei Kindern habe ich frühzeitig angefangen, angemessene Honorare auszuhandeln. Man sollte sich nicht zu preiswert verkaufen!
Und zu guter Letzt: Setze den Satz fort: ErnährungswissenschaftlerInnen….sollten unabhängig von wirtschaftlichen Interessen beraten, auch einmal den Finger in die Wunde legen und bei wissenschaftlichen Studien genau auf den Absender gucken. Nur so lässt sich auch im großen Stil etwas ändern :-)
Comments